Wahrscheinlichkeit, Erwartung, Hitrate, Value, mathematischer Vorteil




Die Begriffe Wahrscheinlichkeit, Erwartung, Chance und Hitrate sind alle eng miteinander verbunden, und drücken mehr oder weniger dasselbe aus. Im Vorfeld eines Spiels wird von Chance, Wahrscheinlichkeit und Erwartung gesprochen und nach einem Spiel ist es dann die Hitrate.

Prozent-Würfel, 3D-BildBild: Daniilantiq (Shutterstock)

Der Begriff Value hat in dieser Viersamkeit nichts zu suchen. Die deutsche Übersetzung von ‘value’ ist Wert, Nutzen, Preis.

Die letztere Bedeutung, Preis, ist wohl der Grund, warum es oftmals zur Verwirrung kommt. Denn die Wettquote im Markt ist der Preis für eine Wette und berechnet sich auf Grundlage der Wahrscheinlichkeit/ Erwartung. Spricht man jedoch vom ‘Value’ einer Wette, meint man damit nicht den Preis der Wette, sondern den Wert/ Nutzen.

Streng genommen sollte man statt Value wohl besser den Term “mathematischer Vorteil” oder “erwarteter Gewinn” benutzen. Dies ist jedoch unüblich.

Erwartung und Wahrscheinlichkeit

Im Spiel Bayern München gegen Chelsea FC am 19.5.2012 im UEFA Champions League Finale betrug beispielsweise die Wahrscheinlichkeit (Erwartung) für einen Bayern Sieg 64,6% (die Berechnung ist hier erklärt).

Spricht man von Sportwetten, vermischt man die Begriffe Erwartung, Wahrscheinlichkeit und Chance alle bunt durcheinander und verwendet diese synonym. Das ist mathematisch nicht ganz korrekt, und studierte Mathematiker bekommen davon wahrscheinlich Kopfschmerzen.

Zur Vereinfachung ist das jedoch erlaubt, und auch die Fußballwitwe verwendet diese Begriffe im wilden Durcheinander in ihren Texten, und meint jedoch immer dasselbe: Die erwartete Hitrate!

Eine Erwartung/ Wahrscheinlichkeit/ Chance von 64,6% bedeutet, dass erwartet wird, dass von 100 vergleichbaren Wetten 65 gewinnen und 35 verlieren werden.

Wettet man beispielsweise ausschließlich auf Spiele mit Wahrscheinlichkeiten zwischen 60 und 70%, liegt die erwartete Hitrate zwischen 60 und 70%. Von 100 Wetten in dieser Wahrscheinlichkeitsgruppe sollten also 60 bis 70 gewinnen.

Realitäts Check: Hitrate

Die letztendlich erreichte Hitrate hat nichts mit Wetterfolg zu tun. Es ist falsch, dass hohe Hitraten oftmals als ein Zeichen von Erfolg interpretiert werden. Dies ist ein weitverbreiteter Irrtum!

Das Einzige, was die Hitrate aussagt, ist, wieviele der Wetten gewonnen haben. Die Hitrate gibt keinerlei Aussage zum realisierten Gewinn oder Verlust.

Hitrate ist nichts weiter als die Anzahl gewonnener Wetten ins Verhältnis gesetzt zu allen platzierten Wetten.

Denn wettet jemand beispielsweise auf Endergebnisse, deren Preise regelmäßig in Quotenbereichen über 10 liegen, ist jede Hitrate größer als 10% profitabel. Das heißt, falls es jemandem gelingt, Endergebnisse mit einer Genauigkeit von mehr als einem Treffer in 10 Versuchen vorherzusagen, streicht diese Person gute Gewinne ein. Und das bei einer enorm kleinen Hitrate!

Will man eine Hitrate von über 80% erreichen, muss man ausschließlich Wetten im Portfolio aufnehmen mit einer Wahrscheinlichkeit von über 80%. Das sind beispielsweise Backwetten mit Wettquoten unter 1,25 und Laywetten zu Quoten über 5,0.

Wettet man auf Quoten zwischen 1,8 und 2,2, kann man mit einer Hitrate um die 50% rechnen. Erreicht jemand mit diesen Quoten eine Hitrate von über 55%, stellt sich Gewinn ein. Erwartet jemand von sich selber oder einem Pickservice bei diesen Quoten eine Hitrate von beispielsweise 80%, wird man mit sich selbst oder dem Pickservice enttäuscht sein, weil das nicht erreichbar ist.

Layed jemand ausschließlich Endergebnisse zu Wettquoten zwischen 7 und 12, ist eine Hitrate so um die 90% realistisch.


Last Update: 10 Januar 2015

Kategorien:Sportwetten Lexikon Wettquoten Kalkulation



13 Responses to “Wahrscheinlichkeit, Erwartung, Hitrate, Value, mathematischer Vorteil”

  1. 10 Mai 2014 at 9:56 am #

    Vielen Dank für deine Meinung!
    LG Roman

  2. 9 Mai 2014 at 5:28 pm #

    Hi, Fussballwitwe!
    Ich lese hin und wieder fleißig deine information-intensive Beiträge und hat einiges Dank dir dazu gelernt. Vielen Dank dafür!

    Ich wollte fragen in Zusammenhang mit diesem Beitrag und deinen HDA-Projekten, Ist es Versuch Wert wäre Portofolio aus value-kombi (z.B.parlays-also zweier kombi) zusammenzusetzen? Wenn z.B. deine 10 Mannschaften mit value auf layX in mehrere zweier-kombi teilen? Oder auch andere solche von dir ermittelte (HDA-System) mit vom Durchschnitt erheblich abweichender Statistik und mit erheblichem value Mannschaften in zweier kombi teilen und als portofolio spielen? Besonders die, wo hitrate über 80 % liegt? Natürlich dort, wo es Spielkalendeer zulässt.
    Was würdest du als Mathematikerin und Aufklärerin davon halten?: Einerseits wird durch die Kombination die Wahrscheinlichkeit empfindlich schmälern anderseits wäre value immernoch gut. Oder irre ich mich?

    LG Roman

    • 9 Mai 2014 at 5:34 pm #

      Durchrechnen, ist das Einzige, was ich dazu sagen kann. Sobald man eine Wetttheorie entwickelt hat, heißt es, durchrechnen. Alternativ gibt es natürlich auch die „Versuch und Irrtum“ Methode. Aber das ist Gambling und führt meistens zum Ruin.

  3. 1 Januar 2014 at 2:06 pm #

    Müsste man bei dem Beispiel nicht 80% Heimsiege von Team A, den 80% Niederlagen von Team B gegenüberstellen?

    • 1 Januar 2014 at 4:07 pm #

      Hi Lenny,

      Schön, dass es Dich noch gibt 🙂 Gesundes, neues Jahr!

      Die Konstellation – Anzahl an Heimsiegen und Niederlagen in Auswärtsspielen der Gastmannschaft die gleichen, gibt es so gut wie nie in der Praxis. Und selbst, wenn man mal ein Spiel wie dieses finden würde, verbliebe im Beispiel immer noch eine 20% Restchance, dass es kein Heimsieg wird.

  4. 29 Dezember 2013 at 1:41 pm #

    Verfolge mit Spannung deine Tips. Bei einer Berechnung komme ich allerdings nicht weiter.
    Mannschaft A –> 20 Spiele = 70% Wahrscheinlichkeit
    Mannschaft B –> 5 Spiele = 100% Wahrscheinlichkeit
    Jetzt Spielt Mannschaft A gegen B
    Wie sieht jetzt die Wahrscheinlichkeit aus wenn man die anzahl Spiele
    miteinberechnen will?
    (70% + 100%) / 2 = 85% wäre meiner Meinung nach falsch

    • 30 Dezember 2013 at 6:39 am #

      Wenn die Grundlage zur Berechnung die letzten 25 Spiele sind, dann gilt folgende Berechnung:

      Mannschaft A 20 Heimsiege von 25 = 80%
      Mannschaft B 5 Heimsiege von 25 = 20 %

      (80% + 20%) / 2 = 50% Chance für einen Heimsieg im nächsten Spiel

      Gibt es direkte Begegnungen der beiden Mannschaften in den letzten 6 Jahren, wird das als Korrekturfaktor hinzugenommen. Für Ligaspiele mit H2H habe ich einen Valuekalkulator entwickelt: Wahre Wettquoten & Value Berechnung: Ligaspiele mit H2H History. Dieser berechnet die erwarteten Eintrittswahrscheinlichkeiten mit einer Varianz von nur 2-3%.

      Gibt es keine H2H Statistiken, ist die Berechnung etwas aufwendiger. Je nach Spielzusammenstellung und Saisonverlauf (Anfang, Mitte, Ende einer Saison), werden entweder/und/oder die Durchschnittswerte der Liga der letzten Jahre hinzugenommen, oder die Tordifferenzen, oder, oder…

      Ich würde das gerne im Detail hier im Blog erklären, wenn die Erklärungen nur nicht so viel (unbezahlte) Zeit fressen würden.

  5. 8 November 2012 at 6:36 pm #

    Ich halte auch nichts von Progression. Wenn man Values hat klappt es auch so wunderbar, ohne das zusätzliche Risiko der Progression. Die Kelly Strategie hat aber weniger mit Progression zu tun.

  6. 8 November 2012 at 12:04 pm #

    Erst einmal ein grosses Lob für diese Homepage, hier ist so viel geballtes Wissen zusammen getragen, das man sonst in vielen verschieden Homepages mühsam suchen müsste.

    Trotz intensiver Suche habe ich leider noch keinen Beitrag oder Kommentar über Progression gefunden.

    Und davon gibt es richtig viele Typen. Ganz vorne Weg „Kelly-Strategie“

    Ist es überhaupt sinnvoll, wenn man Statistik berechnet und Value Wetten sucht, noch zusätzlich mit einer Progression zu spielen?

    • 8 November 2012 at 1:09 pm #

      Danke für das Lob.

      Ich schreibe wie eine Weltmeisterin, aber schneller geht’s leider nicht, daher noch kein ausführlicher Beitrag zur Progression. Es gibt jedoch einen Artikel in Englisch, welcher sich mit dieser Thematik beschäftigt: Choosing the Right Staking Plan.

      Kurz zusammengefasst, vertrete ich die Ansicht, dass Progression nicht sinnvoll ist. Entweder man hat ein Wettsystem mit mathematischem Vorteil, dann funktioniert dieses mit einem fixen Einsatz bestens. Ein fehlender mathematischer Vorteil wird mit einem komplizierten, ausgetüffteltem Einsatzplan nicht gutgemacht.

      Falls Du (oder ein anderer Leser) Lust hat, zu diesem Thema mit einem gut recherchierten Artikel beizutragen, wäre das ganz toll.

  7. 20 Juli 2012 at 10:28 am #

    Großartig. ich bin mal gespannt

  8. 20 Juli 2012 at 9:03 am #

    Wir arbeiten dran, sind jedoch noch nicht zu 100% fertig mit den Formeln.

    Wir warten bis die Ligaspiele wieder losgehen, um unsere Berechnungen mit dem Marktquoten zu validieren.

  9. 20 Juli 2012 at 8:48 am #

    Ich habe mal ne Frage zur Berechnung von Asian Handycap Quoten. Weß jemand, wie man aus den normalen 3 weg quoten die Asiatischen handycap Quoten +/-0,25 und +/-0,75 berechnet? Wie man +1 berechnet hab ich schon selber rausgefunden.
    Gruß

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