Value Betting ist Schlagwort aus dem englischsprachigen Sportwettensprachraum, jedoch ein Terminus, welcher nirgendwo klar definiert ist und für welchen es im Deutschen dann auch noch verschiedene Übersetzungen gibt: Wert, Nutzen, Werthaltigkeit, Betrag, Preis.
Insbesondere die beiden letzten Bedeutungen (Betrag und Preis) sind wohl der Grund, warum der Sinngehalt des Ausdrucks ‚Value‘ unklar ist und oftmals zur Verwirrung führt.
Was bedeutet Value in Bezug auf Sportwetten?
Um den Term ‚Value‘ wirklich zu verstehen, muss man ganz schön um die Ecke denken und daher muss ich nun etwas ausholen, um Verständnis zu erreichen…
Tipp: Ein paar Tassen Kaffee zurechtstellen, sonst kann es schwierig werden, durchzuhalten und den Artikel zu Ende zu lesen. Auch Kopfschmerztabletten sollten in Reichweite sein… 😉
(1) Wettquoten (Betting Odds)
Wer sich für Sportwetten interessiert, weiß, dass es in dieser Welt einen Markt gibt, in welchem Buchmacher für Ergebnisse eines Spiels Wetten anbieten. So kann man wetten, ob es beispielsweise ein Heimsieg, ein Unentschieden, oder Gastsieg wird; ob es im Spiel mehr als 2,5 Tore geben wird oder nicht, ob eines der Teams Tore schießt, oder das Spiel mit einem 0-0 endet, usw.usf. Die Zahl der angebotenen Wetten scheint endlos.
Was jedoch vielen Sportfreunden nicht wirklich klar ist, ist dass jede einzelne angegebene Wettquote nichts weiter ist, als der Preis für eine bestimmte Wette.
Preis! Allerdings nur bedingt in Geldeinheiten, sondern in Form einer Wettquote. Eine Wettquote ist ein Preis, wie wenn man in einen Laden geht und einen Liter Milch kauft.
Der Preis von Milch hat überhaupt nichts, gar nichts (!), mit dem tatsächlichen Wert der Milch zu tun. Man legt einen Betrag zwischen 0,65 € bis 1,20 € auf den Ladentisch, je nach Gegend, wo man wohnt und welchen Shop man besucht, und wandert dann mit seiner Milch nach Hause. Geld weg, und im Austausch dafür hat man einen Liter Milch.
Beim Wetten ist die Situation „leicht“ verändert… Man kauft eine Wette, beispielsweise zum Preis von 1,27 (Britische Wettquote: 27/100; US Moneyline: -370) und weiß, dass, falls diese gewinnt, man seinen Einsatz mal 1,27 zurückerhält. Manch einer wird wohl ausrechnen können, dass eine gewonnene Wette mit einer Europäischen Wettquote von 1,27 eine 127% Auszahlung vom eingesetzten Geld bedeutet.
Was dies jedoch im Zusammenhang mit dem eingesetztem Kapital und Rückfluss bedeutet, da hört wohl bei vielen das finanzielle Verständnis auf. Bauchgefühl hilft leider nicht weiter. Nur wenige Menschen werden mit einem Sinn für Verhältnisrechnung und Wahrscheinlichkeiten geboren, und in der Schule wird Finanzplanung und Zinsberechnung nur am Rande behandelt, wenn überhaupt.
So kommt beim Wetten also eine extreme Unsicherheit hinzu, da man nicht wirklich in der Lage ist, auszurechnen und daher auch nicht einschätzen kann, wie hoch die wirkliche Chance ist, dass man für das Geld, was man beim Buchmacher auf die Theke gelegt hat, nach Spielende etwas ausgezahlt bekommt, oder ob das Geld einfach nur weg sein wird.
An dieser Stelle muss ich darauf drängen, dass der Leser den Gedanken verinnerlicht und akzeptiert, dass eine Wettquote der Marktpreis für eine Wette ist. Dieser hat nichts (!) mit der Chance zu tun, ob die Wette gewinnt oder verliert.
Ein Preisgefühl zu entwickeln ist sehr schwierig, denn im Vergleich zum Milchbeispiel, geht es bei jedem Spiel um ein anderes Produkt. Selbst, wenn man immer nur auf „Mehr als 1,5 Tore“ wettet. Milch ist und bleibt immer Milch, egal wo man diese kauft. Jedoch ein Spiel von Bayern gegen Nürnberg ist nur bedingt vergleichbar mit einem Spiel von Leverkusen gegen Hamburg, oder gar von Manchester United gegen Liverpool.
Es ist daher selbst für diejenigen, die es ernst meinen und Sportwetten bis in die Tiefe verstehen wollen, wirklich enorm schwierig, ein „Preisgefühl“ für Wetten zu entwickeln, um in der Lage zu sein, eine angebotene Wette als „zu teuer“ oder „zu billig“, einzuschätzen. Ums Rechnen mit Prozenten kommt man daher leider nicht drumrum. Dafür ist die Materie zu komplex.
Bevor ich zum Term ‚Value‘ komme, muss ich aber noch weiter ausholen und in Wahrscheinlichkeiten eintauchen… bitte dranbleiben.
Hai Fußballwitwe,
dein Blog mit den vielen Informationen gibt mir einen neuen Ansatz, um vom Spielen in das Investieren zu gelangen.
Um gewisse Finanzmathe auch zu verstehen, rechne ich auch so manche deiner Formeln nach. Der Artikel „Was ist Value? Was versteht man unter Value Betting?“ beinhaltet allerdings einen Fehler im „alternativen Rechenweg“ zur Berechnung des Value für eine Backwette.
Der Nettoertrag (Marktpreis) sind in deinem Beispiel 0,27
Der Rechenweg lautet korrekt:
100 x 10 € * 0,27 * 81,3% = 219,51 €
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Führe diesen besonders guten Blog bitte noch lange Zeit!
LG Fred
Hi Fred, danke für’s Aufmerksammachen auf den Tippfehler. Ist korrigiert. Der Teufel liegt oftmals echt im Detail. 🙂
Hi
Vielen Dank für deine Ausführungen
Du definierst Roi recht seltsam, in deinem aufgeführten Bespiel, investierst du 1000 € und hast einen Gewinn von 32,72 € . Das entsprich 32,72 / 1000 = 0,0372 = 3,72 % Yield
3,72 % Yield sind jedoch nicht gerade sonderlich viel und du bezeichnest es als dicken Value?
Inbesondere wenn man mit einbezieht, das deine Berechnungen ja durch aus verschiedenen Gründen NIE zu 100 % korrekt sind, halte ich es doch für fragwürdig solche knappen Valuebets zu machen
MfG
EDDY
Hi Eddy, wie man ROI/Yield berechnet… dazu gibt’s einen Artikel im englischsprachigen Blog: Stake, Yield, Return on Investment (ROI), Investment – Definitions and Formulas
Du hast natürlich Recht, 3,72 % Yield sind nicht gerade sonderlich viel… aber ich bezeichne diesen auch nicht als „dicken Value“ 🙂
Es ist nichts weiter als ein Rechenbeispiel.
Hi, Fussballwitwe! Alles klar!
Ich bedanke mich bei dir für ausführliche Antwort!
Ist einfach Schade, daß dein HDA-System nicht zum richtigen Erfolg geworden. Ich halte es aber für echte wissenschaftliche Leistung!
LG Roman
Hi, Fussballwitwe! Vielen Dank für dein Artikel!
In dem Zusammenhang wollte ich fragen, ob du für die Spielzeit 2014/15 HDA-Betting-Value System Portofolio aufgrund deinen Simulationstabellen wieder erstellen würdest?
Ich habe damals es verfolgt und auch einiges getestet. Ich habe dazu eine Frage: es gab im Portofolio 2012/13 mehrere picks „lay away team“. Was wurde damit gemeint? Ging es dabei um ein bestimmtes Team, daß away überdurchschnittlich selten gewinnt vs.sämtliche Heimmannschaften.
Oder aber ging es um eine bestimmte Heimmannschaft, die überdurschnittlich selten at home verliert vs. sämtliche away-Mannschaften?
Vielen Dank in voraus für deine Antwort!
LG Roman
Hi Roman,
es sieht sehr danach aus, dass es für die Spielzeit 2014/15 keine HDA Portofolios geben wird und wohl auch keine Simulationstabellen. Deren Erstellung ist einfach viel zu zeitaufwendig und dann auch noch die Aufarbeitung für die Öffentlichkeit… Aufwand und Nutzen (für mich) stehen da in keinem Verhältnis.
Um eine Analogy zu ziehen… ich kann keine Autos entwerfen und verkaufen, wenn ich dann auch noch allen erklären muss, was ein Auto überhaupt ist, und Leuten dann auch noch deren Bedienung und auch das Fahren beibringen muss. Ich habe mich daher entschieden, mich auf ausschließlich die Herstellung von Rädern zu konzentrieren.
Die „Räder“, die ich anbiete, sind derzeit der Over/Under Kurs, die Exceltabelle für Wahre Wettquoten & Value Berechnung und der Betting Odds Converter.
Im Sommer habe ich vor, den Kurs komplett zu überarbeiten und auf den aktuellsten Stand zu bringen und einen Asian Handicap Kurs anzugehen. Der Value Kalkulator braucht dringend eine Erweiterung, so dass dieser für alle möglichen Wettquoten eingesetzt werden kann (Moneyline, Bruch, Dezimal, Hongkong, Indonesisch und Malay).
Mehr geht nicht. Auch mein Tag hat keine 48 Stunden.
Zu deiner anderen Frage: Ich habe die Auswahl von Picks anhand der HDA Tabellen hier mal versucht zu erklären: 1×2 Systemwetten: Daten Auswertung, Interpretation und Strategieentwicklung LAY THE DRAW
Es geht darum, wiederkehrende Muster zu finden, beispielsweise Teams, deren Durchschnittswerte regelmäßig vom Ligadurchschnitt abweichen. Dafür sind die HDA Tabellen ideal, weil einem da die Ausrutscher ins Auge stechen. Aber sie sind scheinbar nur für mich ideal, denn es macht den Eindruck, dass es nur ich bin, die auf den ersten Blick etwas komplexere wiederkehrende Folgen sieht und erkennt. Mein Mann, egal wieviel Mühe er sich gibt, ist auf meinen Input angewiesen. Er stirbt dann auch schnell bei der weiterführenden Analyse ab. Wieder, nur ich, die das angehen kann.
Daher sind die HDA Tabellen und 1×2 Portfolios Vergangenheit. Ich muss nicht nur meinen Mann in der Interpretation und Benutzung der HDA Tabellen und dem folgenden Portfolioaufbau ausbilden, sondern dann auch noch die halbe Welt.