Risikomanagement
Der Artikel hat zwei wichtige Gründe aufgezeigt, warum es für Buchmacher notwendig ist, ihr Risiko zu managen:
- Es gibt in Wirklichkeit mehr professionelle und erfolgreiche Spieler als man allgemein annimmt (etwa 14%, glaubt man den Umfrageergebnissen), welche regelmäßig und größere Beträge gewinnen, als den Buchmachern lieb ist.
- Insbesondere kleinere Buchmacher stehen dem Problem gegenüber, dass ihre Kundenportfolios nicht ausreichend groß und diversifiziert sind, und damit das Risiko einen professionellen Spieler im Kundenstamm zu haben, unverhältnismäßig groß ist.
Somit müssen alle professionellen Unternehmen Richtlinien entwickeln, welche Art von Kunden man will und welche nicht. Diesen Richtlinien liegen strategische Entscheidungen und interne Kosten-Nutzen-Rechnungen zugrunde, welche ganz sicher von Unternehmen zu Unternehmen unterschiedlich sind. Je nachden, wie man sich positioniert oder in welche Richtung man sich entwickeln will.
Es ist nicht gesagt, dass nur diejenigen Kunden ausgesiebt werden, welche Surebets und Arbitrage betreiben, oder ein bestimmtes Wettverhalten an den Tag legen, etc. Es kann auch durchaus sein, dass Buchmacher beispielsweise aus Lizengründen bestimmte Regionen sperren bzw. dass bestimmte Regionen ein unkalkuliertes Risiko für den Buchmacher entwickeln und man da keine Kunden mehr im Portfolio sehen möchte.
Der wahre Kündigungsgrund muss daher nicht unbedingt am persönlichen Wettverhalten liegen, sondern es reicht wahrscheinlich oftmals aus, dass man in eine bestimmte Risikogruppe fällt.
Mögliche Indikatoren für Buchmacher, dass man mit einem professionellen Spieler zu tun hat:
- Zeitpunkt der Wetten – Professionelle Spieler sind organisiert. Sie kalkulieren ihr Portfolio rechtzeitig vor Anpfiff durch und Wetten werden zu einem bestimmten Zeitpunkt gesetzt, beispielsweise am Vorabend der Spiele.
- Zahl der Wetten – Professionelle Spiele diversifizieren ihr Risiko und wetten auf ein Portfolio (viele Spiele).
- Einsatzgröße – Professionelle Spieler arbeiten nach einem Businessplan. Sie experementieren nicht mit ihrer Bank. So deuten beispielsweise ungerade Einsätze auf einen Arbitrage Spieler.
- Sonderangebote/ Freiwetten der Buchmacher – Professionelle Spieler nehmen nicht jedes Sonderangebot oder Freiwette mit. Sie nehmen diese nur dann an, wenn dies in ihren Businessplan passt.
- Spezialisierung – Professionelle Spieler zeichnen sich durch planvolles Handeln, Spezialisierung und systematisches Vorgehen aus. So spielen manche Profis ausschließlich überpreiste Wetten, also Value. Andere spezialialisieren sich auf Außenseitermärkte, usw.
- Rentabilität – Professionelle Spieler nehmen mehr Geld aus dem Buchmacher raus als sie im Verlaufe ihres Kundenlebens einzahlen. Dies ist für den Buchmacher natürlich nicht rentabel. Wie hoch dieser Schwellenbetrag ist, wird jedoch von Buchmacher zu Buchmacher unterschiedlich sein.
- Nutzerverhalten – Professionelle Spieler hängen nicht rum. Sie haben beispielsweise keine Zeit und/oder Interesse, sich Lifespiele anzusehen, oder mal ein paar Pferderennen oder Tennisspiele zwischendurch. Sie kennen sich auf der Webseite des Buchmachers aus. Ein Profi logged sich ein, findet seine Wette(n), setzt und geht zum nächsten Buchmacher.
Es gibt sicherlich erheblich mehr Indikatoren, von welchen ein Buchmacher auf einen Profi schließen kann. Man muss sich nur mal in die Schuhe eines Buchmachers versetzen und sich vorzustellen versuchen, welche Vorsorge man selbst treffen würde, um einen potentiell verlustbringenden Kunden möglichst zeitig zu erfassen und aus dem Geschäft auszuschließen.
Dass diese Rasterfahndung natürlich auch Spieler erwischt, die keine Profis sind (oder noch nicht), kann natürlich vorkommen. Es ist jedoch für das Risikomanagement des Buchmachers besser, im Zweifelsfall einen falschen Kunden auszuschließen, als das Risiko einzugehen, jemanden im Kundenstamm zu behalten, der Geld aus dem Unternehmen abschöpfen könnte.
Auf Wettanfragen antworte ich immer wieder: Im Zweifelsfall nicht wetten! Eine nicht gemachte Wette kann nicht verlieren. Das gilt auch für Buchmacher. Im Zweifelsfalle lieber auf den Kunden verzichten. Buchmacher sind nicht im Geschäft, um zu spekulieren oder unkalkuliertes Risiko einzugehen. Anbieten von Wetten ist ein Business für sie.
Es soll auch “Warnsysteme” geben, d.h. einen Austausch von Risikokunden zwischen Buchmachern. Iesnare soll beispielsweise solch ein Warnsystem sein. Ob das Entfernen der Cookies vom eigenen Computer jedoch langfristig Erfolg bringt, ist fraglich.
Fakt ist, dass Buchmacher alles tun werden, um nicht-profitable Kunden loszuwerden. Das Ziel von Glücksuchern, Wetten langfristig zu gewinnen oder gar davon zu leben, steht einfach mal im Widerspruch zum Businessplan von Buchmachern.
Nach welchen konkreten Kriterien der individuelle Buchmacher sein Risiko dann managt und Entscheidungen trifft, bleibt allerdings der Spekulation überlassen. Denn diese Konditionen zu veröffentlichen oder bekanntzugeben würde das gesamte Risikomanagement des Buchmachers hinfällig machen.
Alle Klarheiten beseitigt?
Ich hoffe, dass nach dem Lesen dieses Artikels nun verständlich ist, dass Buchmacher ihr Risiko managen MÜSSEN!!
Es tut mir wahnsinnig leid zu enttäuschen, aber der Traum, von Wetten zu leben steht im krassen Widerspruch zum Buchmacherbusiness. Leider sind aber auch Wettbörsen keine Lösung!
Ich hoffe sehr, dass es mir gelungen ist, das WARUM Buchmacher Kundenkonten sperren bzw. limitieren ausreichend zu erläutern. Es ist mir klar, dass dies möglicherweise keine befriedigende Antwort ist, denn sie rückt den Traum vom “reich werden mit Sportwetten” in eine noch weitere Ferne.
Es tut mir wahnsinnig leid, aber mit Sportwetten schnell und einfach reich zu werden, ist illusorisch.
Schnell und einfach geht es ganz sicher nicht. Es reicht nicht, Wettquotenkalkulation zu verstehen, Portfolios managen zu können, etliche Buchmacherkonten zu haben, eine gute Strategie zu entwickeln, usw. Man muss den Markt kennen wie seine eigene Westentasche, oder eigentlich sogar noch besser.
Und während man sich über viele arbeitsreiche Jahre langsam zum Profi entwickelt, entwickelt man sich gleichzeitig zum Feind von Buchmachern. Also vielleicht doch lieber rechtzeitig die Bremse ziehen? Die Seiten wechseln? Oder statt selbst zu wetten, Artikel über’s Wetten schreiben? Auch Papierübungen erhöhen den Adrenalinspiegel. Das sage ich aus Erfahrung. 😉
Hello @all:
Ich zähle sicherlich zu den am Anfang stehenden halbprofessionellen Wettern. Seit einem guten Jahr erziele ich jeden Monat average Gewinn von ca. 10 % des Umsatzes.
Das solche Kunden den Buchmachern eher ein Dorn im Auge sein werden, ist einem klar, wenn man mal um die Ecke herum denkt.
Deswegen hab ich mir auch schon oft die Frage gestellt, ab welchen Summen ein Buchmacher einen Kunden sperrt bzw. reglementiert.
Ich stimme Christian zu, dass ein mittelgroßer Buchmacher bei < 1.000 € / Jahr wahrscheinlich noch nicht zucken wird. ABER…wann werden die Buchmacher nervös!?!?!?
Vielleicht hat hier jemand Erfahrungswerte, von welchen Summe wir hier sprechen?
Bet at home beispielhaft, ist ein ein mittelgroßer Buchmacher, der Jahresgewinne von 300 – 400 Millionen macht. Gewinn, nicht Umsatz!!! Nach zu lesen Im Jhresbericht der Bet at home AG.
Da juckt es doch nicht, wenn man als kleiner Kunde Summen von < 10.000 € aus dem Bookie zieht.
Moin,
ich habe bei Bet365 seit gestern eine Limitierung im Bereich Online – Live Casino.
Offenbar ist bet365 doch nicht so langsam mit dem Verhängen von Limitierungen…
voll Schade.
Hallo. Guter Artikel 😀
Wo kann ich eigentlich finden, wie viel Kunden bzw Neukunden die Buchmacher pro tag haben?
Das ist eine Information, die keine Firma freiwillig rausgibt. Nicht nur Buchmacher.
Wenn man bei Google nach „Sportwetten Buchmacher“ sucht, findet man hauptsächlich Infoseiten zu Buchmachern. Und immer öfters findet man auch Informationen darüber welche Buchmacher Konten sperren. Solche Informationen schrecken bestimmt auch Neukunden ab. Ob es sich da für einen Buchmacher lohnt einen User zu sperren weil er ein paar Hundert Euro im Jahr verdient ist fraglich. Ich denke das man die User nur zu Buchmachern wie Pinnacle oder Bet365 treibt, von denen man bisher nichts wegen geschlossenen Konten hört.
Spätestens wenn man sich länger mit dem Wetten beschäftigt stößt man auf solche Inormationen im Netz. Und die Beschwerden werden ja nicht weniger. Irgendwann wird es vielleicht so sein das wenn ich nach „Buchmacher Sportwetten“ suche, unter den Top10 erscheint, „Diese Buchmacher sperren konnten“.
Bisher spiele ich bei Tipico und hatte dort noch keine Probleme, obwohl ich mehr Gewinne als verliere. Der Grund ist das die Webseite und die App mit Abstand am besten sind was Benutzerfreundlichkeit angeht. Sollte ich dort aber mal gesperrt werden, wette ich bei Pinacle oder Bet365.
Gruß Chris
Ich wünsche allen frohe Weihnachten und einen guten Rutsch 🙂
Meine Erfahrungen gehen in die gleiche Richtung, doch es gibt noch eine andere Form, bei dem Buchmacher reagieren und das Limit herunter setzten bzw. man kann keine Tipps mehr abgeben bis die bereits getippten erledigt sind.
Wer mich kennt, weis das ich Kombis tippe und nicht 2-3 Spiele sondern bis zu 20 Spiele in einem Kombi. So ist es mir also passiert, nach dem ich den 4ten 12er Kombi abgegeben habe, das ich nichts mehr tippen konnte, da dieses System es nicht mehr zugelassen hat.
-> Es gab keine doppelten Spiele
-> Quoten waren alle auf die Favoriten und teilweise auf Unentschieden
-> Einsatz war 2-5 Euro
Tja leider durfte ich nach dem Kombi mit den vermutelichen Unentschieden (8 Stück) keine Tipps mehr abgeben. Beim Einsatz zeigte mir das System an, das ich nur noch 0,36€ setzten dürfte, bei der Anzahl wder Spiele wurde ich auf 4 Spiele beschränkt und am Ende konnte man den Kombi nicht abgeben, weil es eine Grenze von 1 € gab.
Selbst bei Einzelspiele wurde ich gezwungen Einsätze zu spielen die nicht gingen 🙁
O.k. keiner der Kombis hat gewonnen, ich hatte bei den Favoriten 2 Spiele falsch und bei den Unentschieden 3 Spiele.
Aber nach dem ich die Hoteline angerufen hatte und ich erklärt hatte was ich für ein Problem habe, wurde mir nur lapidar mitgeteilt, das man keine User beschränken würde und hier wohl ein Fehler meines Computers vorliegen würde.
Ich habe dann mein Guthaben noch verspielt und seit dem bei dem Buchmacher nie wieder etwas eingezahlt. Aber vllt. lag es auch nur daran, das ich nur 20€ damals eingezahlt hatte und einen Gutschein über 250€ auch noch eingelöst hatte.
Den Buchmacher will ich nicht nennen, weil ich ja auch nur eine kurze Erfahrung mit diesem hatte, den von dem Gutschein sind 150€ verfallen, weil dieser eine Laufzeit hatte von Mai bis August, aber eine Benachrichtigung habe ich damals nicht erhalten und nach der WM gab es ja fast keine Ligen mehr die man hätte tippen können im Fussball.
Also frohe Weihnachten, einen guten Rutsch und viel Gesundheit und Erfolg im Leben, denn vom Tippen kann keiner leben, dafür sind die Buchmacher zu profesionell und so viele Buchmacher gibt es nun auch nicht auf der Welt. Denn die Hürde mit der Auszahlung muss man ja erst mal genommen haben ( Reisepass, Personalausweis und es wird immer besser, Kopie der Geburtsurkunde, bestätigung über die Bank das man eine privat Person ist.
Ich kann nur einen Rat geben, es gibt Wettautomaten in vielen Kneipen, da ist man anonym und kann nicht gesperrt werden, wenn wird die Kneipe gesperrt aber man selber nicht.
Gruß EuroCafe
Ein sehr schöner Artikel, und nicht nur informativ. Danke! Ich denke, solange man gewinnt, wird man alles versuchen irgendwie, irgendwo seine Wetten weiterhin zu platzieren. Dem Verlierern ist es eh egal.. „Wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg“.
Hallo, Fussballwitwe!
Passend zum Artikel kommt ganz frische Meldung vom Betfair, daß die aus steuerlichen Gründen gezwungen sind ab Freitag, 9 Nov. für die Kunden mit deutschem Wohnsitz die Wettbörse zu schließen. Dann bitten die nur übliche Buchmacher-Wetten, (also keine lay-back dingsboms) zu festen Quoten.
Damit ist die Wettbörse in Deutschland zu Grabe getragen.
LG Roman
Hallo Fussballwitwe,
glaubst Du wirklich, daß die 14% auch wirklich wissen wovon sie sprechen? LOL