Eine halbe Million Deutsche sind spielsüchtig


Ich habe gerade folgenden Artikel im Internet gefunden: Eine halbe Million Deutsche sind spielsüchtig (RP Online, 16.2.2011)

„Berlin (RPO). Fast 500.000 Menschen in Deutschland sind laut einer Studie spielsüchtig. Die ersten Ergebnisse der Untersuchung der Universitäten Greifswald und Lübeck wurden am Mittwoch in Berlin vorgestellt. Ein besonders hohes Risiko bergen nach Aussage der Experten Geldspielautomaten und Sportwetten im Internet.

…Vor Sportwetten im Internet warnte Glücksspiel-Experte Ingo Fiedler von der Universität Hamburg. Diese machten schnell süchtig, sagte er. Besonders gefährlich seien Internet-Livewetten, die während eines Sportereignisses stattfänden….

… Der Fachverband Glücksspielsucht e.V. sprach sich gegen die Einführung von sogenannten Spielerkarten für Spielhallen aus, auf denen Höchstverlustgrenzen gespeichert werden können…

… Das Bundeswirtschaftsministerium, das für die Spielhallen zuständig ist, will die Regulierung von Spielautomaten in Gaststätten verschärfen. So könnten etwa Höchstgewinne und -verluste vorgeschrieben und die Zahl der Geräte pro Kneipe streng reglementiert werden…“

500.000 sind 0.6% der deutschen Bevölkerung.

Hier nun meine Fragen, vielleicht kann diese jemand beantworten:

  1. Wieviele Menschen sind alkoholabhändig in Deutschland? Vielleicht sollte man Alkohol und Bier verbieten oder eine Art Lebensmittel- oder Punktekarten einführen für den Erwerb von Alkohol?
  2. Was für ein Prozentsatz der Deutschen raucht? Sollte man denn nicht Zigarettenverkauf komplett einstellen oder nicht zumindest ein Gesetz einführen, wieviele Zigaretten pro Tag maximal geraucht werden dürfen?
  3. Ich würde gerne wissen, wie hoch die jährlichen Kosten sind, die den Krankenkassen entstehen aufgrund Alkohol- und Drogenmissbrauch? Und wieviel Prozent diese Kosten vom Gesamtkrankenkassenbudget ausmachen und um wieviel Prozent die Krankenkassenbeiträge reduziert werden könnten, sollte man diese Kosten nicht mehr haben.
  4. Gibt es eine Studie, wieviele Leute täglich und wieviele Stunden am Computer spielen, dabei Krankheiten entwickeln und die Kosten für die Volkswirtschaft die dadurch entstehen? Vielleicht sollte man keine Computer mehr in Deutschland verkaufen?
  5. Wieviele Leute verzocken ihr Geld in Aktien? Da sollte man echt mal eine Bremse einlegen!

Nicht, dass ich Spielsucht oder Spielautomaten unterstütze, aber 0.6% der Bevölkerung sind eine sehr kleine Zahl. Gibt es keine größeren Probleme?

Weitere Artikel im Internet:

Lesenswert:
Kurzbericht Untersuchung zur Evaluierung der Fünften Novelle der Spielverordnung vom 17.12.2005 (Bericht vom 3. November 2010)


Last Update: 17 Februar 2011

Kategorien:Verantwortlich Spielen



5 Responses to “Eine halbe Million Deutsche sind spielsüchtig”

  1. 1 März 2012 at 2:45 pm #

    Hallo,

    wie lautet das Sprichwort „Beim Wetten gibt’s ein Dummkopf und ein Dieb“ , oder Aehnliches…. Jeder weiss dass zu viel Alkohol abhaengig macht, aber bei Sportwetten glaubt jeder dass er gewinnen kann und stellt sich gar nicht die Frage woher das Geld stammt.

  2. 1 März 2012 at 2:21 am #

    Du hast Recht, da kommt man schnell in ganz andere Dimensionen. Aber ist halt alles relativ. Ich sah mal einen Dönerverkäufer, der sich seinen Stundenlohn direkt ausbezahlen ließ, um die Euromünzen an der gegenüberliegenden Wand des Ladens in einen Spielautomaten werfen zu können. Das geht mir näher als wenn ich höre, dass ein Akademiker sich Schiffsbeteiligungen aufschwatzen lässt oder sich mit schwer nachvollziehbaren Summen an Währungsspekulationen versucht.

    Was ich noch sagen wollte: Danke für dieses tolle Blog! Ich habe hier eine Menge gelernt – dabei interessiert mich das Thema vornehmlich theoretisch. Ich wette selbst nur selten und dann auch nur Minimalbeträge, um mir das Mitfiebern zu erleichtern – mich interessieren nur sehr wenige Sportarten, und auch die nur unter ästhetischen Gesichtspunkten.

  3. 29 Februar 2012 at 9:33 pm #

    Größere Probleme gibt es immer, aber halt auch viel kleinere. 500.000 ist schon ’ne Hausnummer. Das sind ja nicht nur spielsüchtige Singles, sondern da hängen auch ’ne Menge Familien dran, bei denen für die Kids kein Geld da ist, weil Papi oder Mami Monat für Monat die Kohle verzockt.

    Ich will nicht in einem Land leben, in dem mir automatisch alle Dinge verboten werden, sobald ein anderer damit nicht umgehen kann. Nur finde ich, dass man sich als mündiger Bürger durchaus auch die Frage stellen sollte, woher das Geld, das man beim Wetten oder Online-Poker gewinnt, eigentlich stammt. Ein Mehrwert wird da ja nicht geschaffen, sondern es ist ein Nullsummenspiel. Und weil es kein reines Glücksspiel ist fließt ein beträchtlicher Teil des Geldes von den Leuten, die mit Wahrscheinlichkeitsrechnung etc. nicht viel anfangen können, aber trotzdem sicher sind, das verspielte Geld wieder gewinnen zu können, zu jenen, die etwas begabter und kontrollierter sind.

    Ich sehe da schon einen Unterschied zum Aktienhandel. Auch dort macht sich die Masse der Kleinanleger zwar etwas vor wenn sie glaubt, dauerhaft über der durchschnittlichen Marktentwicklung liegen zu können – aber immerhin werden dort Werte geschaffen, weswegen langfristig im Mittel steigende Kurse erwartet werden können. Für die meisten Teilnehmer ist das beim Wetten (und Pokern) hingegen nicht der Fall, sie zahlen drauf – was für ein Hobby ja auch okay ist. Nur eingestehen können sich das die wenigsten, was den Weg zur Sucht ganz sicher begünstigt.

    • 29 Februar 2012 at 9:54 pm #

      Hi Kurt,
      Ich stimme mit dem gesamten Kommentar überein, bis auf den Aktienhandel… Werte werden da nur teilweise geschaffen, Aktienkurse werden künstlich hochgepuscht und es gibt unzähling viele Leerverkäufe bei denen Kleinanleger/ Unerfahrene dann ihre gesamten Einlagen verlieren. Ich finde Aktienhandel wesentlich schlimmer als Sportwetten, sofern man damit spekuliert, es ist lediglich gesellschaftlich besser angesehen.

      P.S. Ich kenne übrigens niemanden, der 500,000 € oder sogar mehr mit Sportwetten verloren hat, ich kenne allerdings etliche Leute (im persönlichen Bekanntenkreis!), die solch hohe Verluste mit Aktien geschafft haben, ihre Vermögen wie beispielsweise Grundstücke verkaufen mussten und nun so gut wie von Sozialhilfe leben.

  4. 18 Februar 2011 at 7:03 am #

    Die Amerikaner waren immerhin ehrlich als sie den Grund für das Online-Glücksspiel Verbot angegeben haben. Die sagten klipp und klar, das sie nicht wollen das so viel Geld unkontrolliert das Land verlässt. Das hier in Deutschland jetzt nicht nur die normalen „Experten“ vorgeschoben werden sondern auch Universitäten dafür bezahlt werden um gefällige Studien zu erstellen ist ja aus anderen Gebieten schon bekannt.
    Hier vergleicht man wirklich Äpfel mit Birnen finde ich. Warum regt sich niemand unserer lieben Politschranzen auf, wenn fast jeder Lebensmittelhersteller Zucker und Süßstoffe in seine Produkte rein mischt. Das hier ein ganzes Volk ohne Gnade auf Diabetes getrimmt wird, nimmt jeder in kauf. Hauptsache durch die Appetitanregung wird mehr umgesetzt. Spielsucht kann man in halbwegs geregelte Bahnen lenken, Alkoholismus ebenfalls. Rauchen kann man sogar komplett aufgeben aber Diabetes wird man sein Leben lang nicht mehr los.

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